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Recht und der Blaustein

Blaustein kennen viele in der Grenzregion. Man sieht ihn als Türsturz, als Treppe oder als Verzierung. Ist aber Blaustein gleich Blaustein?
Auf Exkursion mit dem Eifelverein Eschweiler gehen wir der Sache nach.

Schierferstollen Recht (B) – Eine Rampe führt zum Eingangsbereich des Museumsstollens. Ein Film führt dort in die Geologie und die Geschichte des Schieferabbaus ein.

Recht ist ein Ortsteil von St. Vith in der Deutschsprachigen Gemeinde Belgiens im Osten des Landes. Rund 1.305 Einwohner hat der Ort im April 2024.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Recht im Jahre 670 allerdings im Zusammenhang mit dem Bach gleichen Namens bei einer Grenzziehung des Kloster Stavelot. Auf der Bildfläche der Geschichte taucht der Ort dann wahrnehmbar im Jahr 1380 auf.

Schon früh wurde in Recht Schiefer im Tagebau gewonnen. Eben dieser Schiefer hat eine blaue Färbung. Dies ist dann der Rechter Blaustein.

Ein Türsturz aus Blauem Schiefer – 1774 ist die Jahreszahl und damit ist davon auszugehen, dass er im Tagebau gewonnen wurde. Untertage begann der Abbau erst um 1886.

Wie entstand denn dieser Blaustein?
Nun, wen wunderts: im Meer oder vielmehr als Produkt von Ablagerungen, die zu Stein gepresst wurden.

Heute liegt Recht bei N 50°20′ O 6°3′. Das war aber nicht immer so. Denn die Stelle, also wo Recht heute liegt, war vor rund 400Millionen Jahren ganz woander zu finden: Rund 30 Grad südlich des Äquators.
Damals war das alles ein Meeresboden. Hier lagerte sich über Millionen Jahre in einem Flachmeerboden eine Menge Sediment ab, dass dann versteinerte.
In der Tat kann man bei der Besichtigung des Schieferstollen in Recht noch Spuren der Wellen diese Flachmeeres sehen. Auch diese sind im Gestein zu finden.

Um dorthin zu gelangen, heißt es erst einmal einen Helm anziehen. Eine warme Jacke ist auch gar nicht schlecht, denn unten im Stollen sind es ca. 5 Grad kalt.

Vor dem Stolleneingang ist heute (noch) das Museum untergebracht. Ob Taufbecken oder Grabkreuz, um den Rechter Blaustein zu bearbeiten war ein Meißel wenig zu gebrauchen. Stattdessen musste der Stein gesägt und Ornamente und Figuren mehr oder weniger herausgekratz werden.

Mit dem unterirdischen Abbau des Rechter Blausteins wurde um 1886 begonnen. Zunächt wurde ein Stollen vorangetrieben, der relativ dicht unter der Oberfläche liegt. Ab 1896 trieben die Besitzer des Bergwerks einen zweiten Stollen, etwa 60 Meter unter der Oberfläche, voran, der zur eigentlichen Abbaukammer führt. Rund 300 Meter musste er tief in den Berg gegraben werden.

Heute wieder erschlossen führt der untere Stollen rund 300 Meter in den Berg. Wo heute die Trittroste liegen, befanden sich früher die Schienen für die Loren. Gefälle half die beladenen Loren noch gut bergab schieben zu können.

Unterwegs im Stollen gibt es die eine oder andere Entdeckung. Nach Aufgabe des Bergbaus wurde eine Staumauer eingezogen, um das Wasser im Berg zu sammeln. Das diente der Trinkwasserversorgung. Mit der Öffnung des Stollens wurde die Mauer entfernt.

Die Reste der ehemaligen Staumauer mit einem Anschlusstück. Im Stollen selbst kann man noch gut den Stand des Wassers ablesen.

Das Gestein, durch das der Stollen getrieben wurde, war wirtschaftlich nicht sinnvoll nutzbar. Als Abraum diente es wohl beim Straßenbau und für Aufschüttungen. Dennoch gibt es unterwegs Mineralien zu bestaunen.

Das Licht im Stollen ist nicht besonders hell. Doch die Taschenlampe hilft, Mineralien, eingeschlossen im Gestein, zum Leuchten zu bringen.

In der Abbaukammer angekommen, erschließt sich dem Besucher eine andere Welt. Wo heute alles gut ausgeleuchtet ist, trieben die Bergleute im Schein der Öllampen, dem Frosch, den Stollen voran. Heute hat Betreibergesellschaft, die Autonome Gemeinderegie (AGR) St. Vith, das Bergwerk sicher erschlossen und mittels Strahlern alles gut sichtbar gemacht.
Eine private Initiative und viel Herzblut haben es möglich gemacht, der Knochenarbeit von damals nachzuspüren.

In der Abbaukammer lässt sich die beschwerliche Arbeit gut erkennen. Das Licht war damals spärlich. Um die Löcher für eine Sprengung in das Gestein zu treiben, war mühsame Handarbeit nötig. Beim der nachgestellten Szene wäre das Loch etwa 120 Zentimeter tief geworden. Gesprengt wurde mit Schwarzpulver.
Kaum ahnen lässt sich, wie schwer die Arbeit beim Lichtschein des „Froschs“ war. Hier wird ein Steinblock auf eine Lore geladen.

Ein Besuch des Schieferstollens lohnt sich. Einzelbesucher können das Bergwerk mit Audioguide erkunden. Natürlich gibt es auch Führungen nach Vereinbarung, wie es mit dem Eifelverein Eschweiler möglich war. Rund 90 Minuten hinterlassen dabei viele Eindrücke. Es ist eine Zeitreise in eine andere Welt.

Ach übrigens:
Wurden denn der Rechter Blaustein auch zum Decken des Daches genutzt?
Nein, denn dazu sind die Schieferlagen zu dick und damit wird er zu schwer. Die Dachlast wäre zu hoch.

Im Museum sieht man verschiedene Schiefer im Vergleich. Rechter Blaustein, rechts im Bild, wäre viel zu schwer für ein Dach. Der Schiefer aus Vielsam (mitte) war hierfür besser geeignet.

Weiter Informationen und Quellen:
Schieferstollen und Bergwerksmuseum Recht
https://www.schieferstollen-recht.be/home/

Das Dorf Recht im Internet
https://dorf-recht.be/

Gemeinde St. Vith (Ostbelgien)
https://www.st.vith.be/

Alle Fotos: Arno Kaminski

Schöne Orte – Wehebach bei Schevenhütte Bleimühle

Am Wehebach zwischen Schevenhütte und dem alten Forsthaus Wenau hat jemand am Ufer des munter plätschernden Wehebachs eine Bank aufgestellt. Das ist einer der Orte, die einfach nur da sind, um da zu sein. Einfach nur sitzen und schauen wie auch hören. Einfach nur die Füße ins Wasser halten. Einfach nur den Kindern beim Spielen im Bach zuschauen. Einfach nur schön.
Auch ein Eisvogel soll hier schon gesichtet worden sein. Also, einfach nur warten.
(P. S.: Danke fürs Anketten)

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