Blaustein kennen viele in der Grenzregion. Man sieht ihn als Türsturz, als Treppe oder als Verzierung. Ist aber Blaustein gleich Blaustein?
Auf Exkursion mit dem Eifelverein Eschweiler gehen wir der Sache nach.

Recht ist ein Ortsteil von St. Vith in der Deutschsprachigen Gemeinde Belgiens im Osten des Landes. Rund 1.305 Einwohner hat der Ort im April 2024.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Recht im Jahre 670 allerdings im Zusammenhang mit dem Bach gleichen Namens bei einer Grenzziehung des Kloster Stavelot. Auf der Bildfläche der Geschichte taucht der Ort dann wahrnehmbar im Jahr 1380 auf.
Schon früh wurde in Recht Schiefer im Tagebau gewonnen. Eben dieser Schiefer hat eine blaue Färbung. Dies ist dann der Rechter Blaustein.

Wie entstand denn dieser Blaustein?
Nun, wen wunderts: im Meer oder vielmehr als Produkt von Ablagerungen, die zu Stein gepresst wurden.
Heute liegt Recht bei N 50°20′ O 6°3′. Das war aber nicht immer so. Denn die Stelle, also wo Recht heute liegt, war vor rund 400Millionen Jahren ganz woander zu finden: Rund 30 Grad südlich des Äquators.
Damals war das alles ein Meeresboden. Hier lagerte sich über Millionen Jahre in einem Flachmeerboden eine Menge Sediment ab, dass dann versteinerte.
In der Tat kann man bei der Besichtigung des Schieferstollen in Recht noch Spuren der Wellen diese Flachmeeres sehen. Auch diese sind im Gestein zu finden.

Um dorthin zu gelangen, heißt es erst einmal einen Helm anziehen. Eine warme Jacke ist auch gar nicht schlecht, denn unten im Stollen sind es ca. 5 Grad kalt.

Mit dem unterirdischen Abbau des Rechter Blausteins wurde um 1886 begonnen. Zunächt wurde ein Stollen vorangetrieben, der relativ dicht unter der Oberfläche liegt. Ab 1896 trieben die Besitzer des Bergwerks einen zweiten Stollen, etwa 60 Meter unter der Oberfläche, voran, der zur eigentlichen Abbaukammer führt. Rund 300 Meter musste er tief in den Berg gegraben werden.

Unterwegs im Stollen gibt es die eine oder andere Entdeckung. Nach Aufgabe des Bergbaus wurde eine Staumauer eingezogen, um das Wasser im Berg zu sammeln. Das diente der Trinkwasserversorgung. Mit der Öffnung des Stollens wurde die Mauer entfernt.

Das Gestein, durch das der Stollen getrieben wurde, war wirtschaftlich nicht sinnvoll nutzbar. Als Abraum diente es wohl beim Straßenbau und für Aufschüttungen. Dennoch gibt es unterwegs Mineralien zu bestaunen.

In der Abbaukammer angekommen, erschließt sich dem Besucher eine andere Welt. Wo heute alles gut ausgeleuchtet ist, trieben die Bergleute im Schein der Öllampen, dem Frosch, den Stollen voran. Heute hat Betreibergesellschaft, die Autonome Gemeinderegie (AGR) St. Vith, das Bergwerk sicher erschlossen und mittels Strahlern alles gut sichtbar gemacht.
Eine private Initiative und viel Herzblut haben es möglich gemacht, der Knochenarbeit von damals nachzuspüren.


Ein Besuch des Schieferstollens lohnt sich. Einzelbesucher können das Bergwerk mit Audioguide erkunden. Natürlich gibt es auch Führungen nach Vereinbarung, wie es mit dem Eifelverein Eschweiler möglich war. Rund 90 Minuten hinterlassen dabei viele Eindrücke. Es ist eine Zeitreise in eine andere Welt.
Ach übrigens:
Wurden denn der Rechter Blaustein auch zum Decken des Daches genutzt?
Nein, denn dazu sind die Schieferlagen zu dick und damit wird er zu schwer. Die Dachlast wäre zu hoch.

Weiter Informationen und Quellen:
Schieferstollen und Bergwerksmuseum Recht
https://www.schieferstollen-recht.be/home/
Das Dorf Recht im Internet
https://dorf-recht.be/
Gemeinde St. Vith (Ostbelgien)
https://www.st.vith.be/
Alle Fotos: Arno Kaminski
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